Autor: Siegfried Walz
Bonhoeffer erhält ein Stipendium für das Union Theological Seminary in New York. Ihm wird am Union Seminary deutlich, dass das Evangelium eine soziale Gestalt hat, nicht nur in der Kirche selbst, sondern in ihrer politischen und sozialen Praxis. "Dietrich Bonhoeffer hat damals gemeint, das sei keine richtige Theologie, aber er hat die Theologie des social gospel dann selbst gelebt" (Prof. Rasmussen).
Beginn der Jahrestagung des Weltbundes für Freundschaftsarbeit der Kirchen in Cambridge. Dietrich Bonhoeffer war Mitglied der deutschen Jugenddelegation und wurde zu einem der europäischen Jugendsekretäre gewählt. Am Eröffnungstag der Konferenz erschien auf der ersten Seite der gesamten deutschen Reichspresse
eine Erklärung der beiden Theologieprofessoren P. Althaus und E. Hirsch mit dem Titel: Evangelische
Kirche und Völkerverständigung.
"Deutschlands Feinde aus dem Weltkriege fähren unter dem Deckmantel des Friedens den Krieg wider das deutsche Volk weiter... In dieser Lage gibt es nach unserem Urteil zwischen uns Deutschen und den im Weltkriege siegreichen Nationen keine andere Verständigung als ihnen zu bezeugen, dass während ihres fortgesetzten
Krieges gegen uns eine Verständigung nicht möglich ist... "
Bonhoeffer übernimmt eine außer Kontrolle geratene Konfirmandengruppe in Wedding. Er verlässt für diese Arbeit sein elterliches Zuhause und mietet sich im gleichen Viertel der Proletarierkinder ein. Die freien Abende gehörten den Konfirmanden. Sie durften unangemeldet zu ihm kommen, um Schach zu spielen oder Englisch zu lernen. Am Wochenende machte er Ausflüge mit ihnen.
Bonhoeffer predigt gegen den Missbrauch des Namens Gottes durch die Regierung Papen:
"Wir lesen, es solle ein ganzes Volk aus dem Zusammenbruch gerissen werden - durch die christliche Weltanschauung... 'Im Namen
Gottes, Amen' soll es wieder heißen, Religion soll wieder gepflegt und christliche Weltanschauung ausgebreitet werden... Oder versteckt sich nicht gerade hinter unseren religiösen Tendenzen unser unbändiger Drang
nach ... Willkür -, im Namen Gottes das zu tun was uns gefällt, im der christlichen Weltanschauung das eine Volkstum
gegen das andere aufzuhetzen?"